Ist Barfen für Hunde gut oder schlecht?

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von Till

Hundeexperte bei inpetso.

Ist Barf gut oder schlecht? Das Thema Barfen spaltet die Hundehalter in zwei Lager. Für die einen die einzig richtige Fütterung, andere lehnen es rundherum ab. inpetso lässt beide Seiten zu Wort kommen. Den Anfang macht Tierheilpraktikerin Nadine Dettmann – und die räumt mit 7 Vorurteilen über das Barfen auf.

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Futter für den Hund“. Weitere Beiträge sind:

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Eines vorweg: In unseren Gastbeiträgen lassen wir verschiedene Hundehalter und Experten zu Wort kommen. Nadines Meinung entspricht deshalb nicht automatisch der Meinung von inpetso.

Nadine Dettmann ist 32 Jahre alt und mit Hunden groß geworden. Seit über drei Jahren hat sie ihren Mischlingsrüden Seppl. Nadine ist Anhängerin der Rohfütterung bei Hunden und ausgebildete Tierheilpraktikerin.

Barfen für Hunde: Vorurteile kommen von Unwissenheit

Zum Thema Barfen hört man viel Positives und mindestens genauso viel Negatives. Ist man noch blutiger Anfänger in Sachen Rohfütterung, führt das gemischte Meinungsbild oft zu Unsicherheit.

Meiner Meinung nach ist die Angst unbegründet, denn Barf ist eine Ernährungsform wie jede andere auch und bestimmt kein Hexenwerk.

Natürlich muss man sich aber auch hier Gedanken machen, ob Rohfütterung zum eigenen Tier passt und sicherstellen, dass es sich um qualitativ hochwertiges Fleisch handelt und somit vom Tier gut vertragen wird.

Auch beim Barfen gibt es mehrere Varianten und zigtausend Möglichkeiten, die richtige Kombination zu finden – fast so ähnlich, wie auf der Suche nach dem „perfekten“ Fertigfutter“

Was ich sagen will: Wir Barf-Anhänger müssen uns dieselben Fragen stellen, wie Hundehalter, die Trocken- oder Nassfutter verfüttern.

Durch Unwissenheit halten sich aber zahlreiche Vorurteile. Zeit, diese aus dem Weg zu räumen!

Barfen ist eine Form der Rohfütterung, die primär für Haushunde entwickelt wurde. Anhänger dieser Methode verfüttern rohes Fleisch, Knochen und Innereien von verschiedenen Tieren. Je nach Vorliebe des Hundehalters wird das proteinreiche Menü mit Gemüse, Obst und Futterzusätzen ergänzt. Kritiker meinen hingegen, dass Barf weniger ausgewogen als Fertigfutter ist und deswegen zu Mangelernährung führen kann.

Vorurteil 1: Barfen ist zu teuer

Zugegeben: Anfangs ist Rohfütterung sicher etwas kostenintensiver. Neubarfern fehlt noch die Routine und man weiß noch nicht, wo es gute und günstige Bezugsquellen gibt.

Eine schnelle Kostenaufstellung zeigt jedoch, dass Barfen nicht unbedingt teurer als Fertigfutter sein muss. Dazu nimmst du die Fütterungsempfehlungen der Hersteller als Richtwert und rechnest dann einfach aus, was dich der Hunger deines Kleinen pro Monat kosten wird.

Hier mal ein Kostenbeispiel für meinen 10 kg und sehr aktiven Mischlingshund Seppl.

BARF: 19 € pro Monat. Seppl frisst monatlich 3 kg Muskelfleisch (3,20 €/kg), 600 g Pansen (1,60 €/kg), 500 g Innereien (2,95€/kg), 2 kg rohe fleischige Knochen (1,30 €/kg), 1,2 kg Obst/Gemüse (1,00 €/kg), 500 g Fett (3,00 €/kg) und dazu noch etwas Öl. Insgesamt verfrisst Seppl damit 19 € pro Monat.

Qualitäts-Trockenfutter: 18 – 27 € pro Monat. Der Markt stellt eine riesige Auswahl an Trockenfuttern zur Verfügung – vom so genannten „Supermarktfutter“ bis hin zur Premiumqualität. Ich bin der Meinung, dass das Trockenfutter von guter Qualität sein sollte, sodass wir bei ca. 18 bis 27 € pro Monat liegen.

Nassfutter: 19 – 40 € pro Monat. Auch Nassfutter gibt es in den unterschiedlichsten Preiskategorien. Meist ist es deutlich teurer als Trockenfutter, enthält jedoch oftmals auch sehr viel mehr Fleisch. Gutes Nassfutter kostet ca. 19 bis 40 € pro Monat.

Beachte bitte, dass die wirklichen Kosten natürlich von den individuellen Bedürfnissen deines Vierbeiners abhängen – zum Beispiel, wenn Unverträglichkeiten vorliegen oder ein bestimmtes Krankheitsbild spezielle Ernährungsformen erfordert. Generell muss Barfen aber nicht mehr als die regulären Fütterungsmethoden kosten.

Du überlegst, dir einen Hund anzuschaffen? Dann solltest dir auch ein realistisches Bild zu den Kosten der Hundehaltung machen! In unserem Artikel zu den Kosten der Hundehaltung erfährst du mehr.

Vorurteil 2: Barfen geht nur mit Nahrungsergänzungen

Im Gespräch mit anderen Hundehaltern höre ich immer wieder das Vorurteil, dass man zum Barfen Nahrungsergänzungsmittel brauche – weil die Rohfütterung nicht ausreichend sei, um den Vierbeinern mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen.

Meine Meinung dazu: Supplemente sind bei einem gesunden Hund in der Rohfütterung nicht notwendig, wenn der Futterplan ausgewogen und individuell gestaltet wird.

Auch hier handelt es sich typischerweise um ein Vorurteil, dass durch Barf-Routine entkräftet wird. Mit der Zeit wird der Zeit- und Kostenaufwand kleiner und du kannst dich besser auf die Bedürfnisse deines Hundes konzentrieren – und außerdem weißt du immer zu 100 Prozent, was dein Hund im Fressnapf hat.

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Was Gegner der Rohfütterung außerdem übersehen: Barfen hat nicht nur ernährungstechnisch einen hohen Wert, sondern befriedigt auch das natürliche Bedürfnis deines Vierbeiners, sich mit dem Zerlegen der Beute zu beschäftigen.

Hundehalter machen bei der Umstellung auf rohes Futter ganz beeindruckende Beobachtungen, denn das vertraute Tier zeigt auf einmal ganz neue Verhaltensweisen, wenn es sich mit seinem Futter beschäftigt.

Es steht nicht mehr nur stumpf vor dem Napf und schlingt seine Futterportion hinunter, sondern genießt auf einmal begeistert seine „Beute“ oder stolziert damit in einen abgelegenen Teil des Gartens, um sich dort in Ruhe der Nahrungsaufnahme zu widmen.

Jeder wird fasziniert sein, wenn er beobachtet, wie sehr sich ein Tier beim Fleischfressen mit sich und seiner Nahrung beschäftigt und wird sich daran erfreuen, weil er seinem Hund ein Stück seines Ursprungs zurückgegeben hat.

Vorurteil 3: Rohfütterung ist nichts für Stadthunde

Rohfütterung ist überall möglich und man braucht dafür nicht zwangsläufig einen Bauernhof. Auch Stadthunde können in den Genuss der Rohfütterung kommen, wenn du entsprechende Vorkehrungen triffst.

Dazu bietest du das Barf-Menü einfach auf einer großen, leicht abwaschbaren Unterlage an. Wenn es nicht gerade Knochen sind, kann man die Fleischration natürlich auch in einem Napf servieren.

Vorurteil 4: Barf erhöht die Salmonellengefahr

Salmonellen sind eigentlich überall und dein Vierbeiner wird in der Regel mit solchen Erregern gut fertig.

Der Magendarmtrakt des gesunden Hundes ist nämlich – im Vergleich zum Menschen – wesentlich kürzer und mit einer äußerst aggressiven Magensäure ausgestattet, sodass Salmonellen keine Chance haben.

Auch die Angst vor der Verfütterung von rohem Hühnchen ist daher eher unbegründet. Mir sind jedenfalls keine Salmonelleninfektionen durch die Rohfütterung bekannt.

Vorurteil 5: Rohfütterung macht aggressiv

Ein weiteres, sehr hartnäckiges Vorurteil ist, dass Rohfleisch aggressiv macht – meiner Meinung nach ein absolutes Ammenmärchen.

Es stammt wahrscheinlich daher, dass Hunde, die Jagderfolg hatten und ihre Beute auch gefressen haben in eine Art „Blutrausch“ verfallen und immer wieder jagen gehen werden, sobald sie die Möglichkeit dazu bekommen.

Es gibt jedoch bis heute keine Studien, die einen Zusammenhang zwischen Rohfütterung und Aggressionen beziehungsweise einem erhöhten Jagdtrieb belegen.

Vorurteil 6: Tierärzte sind dagegen

Das folgende Vorurteil ist mit am häufigsten anzutreffen: „Tierärzte sind gegen Rohfütterung.“

Richtig ist, dass Tierärzte häufig schwere Operationen vornehmen müssen, weil Knochenstücke zu Darmverschlüssen oder Perforationen geführt haben.

Falsch ist jedoch, diese Eingriffe mit der Rohfütterung in Verbindung zu bringen. Denn bei diesen Fällen handelt sich oft um für den Hund völlig unverdaulichen vorgegarten Knochen, die dein Kleiner vom Essenstisch gemopst hat.

Rohe Knochen werden hingegen durch die Magensäure abgerundet und rutschen in der Regel problemlos durch den Darm.

Da Tierärzte oft mit den unglaublichsten Fütterungsmethoden konfrontiert werden, handeln sie durchaus verantwortungsvoll, wenn sie Fertigfutter als Standardfütterung empfehlen.

Barfst du jedoch richtig und beachtest die individuellen Bedürfnisse deines Hundes, ist Rohfütterung eine gute Sache.

Vorurteil 7: Zu viel Fleisch, zu viel Eiweiß

Ein mir völlig unverständliches Gerücht ist das Märchen vom Eiweißüberschuss durch Rohfütterung. Anhänger dieser These meinen, dass den Tieren aufgrund der hohen Fleischmenge zu viel Protein zugeführt wird und so Leber- und Nierenschäden entstehen.

Dabei übersehen die Kritiker die Tatsache, dass Fertigfutter meist sogar mehr Eiweiß enthalten als die Rohfütterung. Wie kommt es also zu diesem Vorurteil?

Ich denke, dass es dafür zwei Gründe gibt:

  1. Die meisten Menschen wissen nicht, dass ein Barf-Menü nur zu 12 bis 14 Prozent aus Eiweiß besteht. Der weitaus größere Anteil am Menü macht Wasser aus. Hinzu kommen kleine Mengen Fett und Rohasche.
  2. Die Idee hinter Barf ist es, dem Hund abwechslungsreiche Kost zu liefern – inklusive Obst und Gemüse. Es macht daher keinen Sinn, die Rohfütterung als zu eiweißreich zu bezeichnen, denn Rohfütterung besteht aus ganz unterschiedlichen Elementen.

Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass nicht Eiweiß an sich nierenschädigend ist, sondern nur die für Hunde minderwertigen Eiweiße.

Nierenkranke Hunde werden durch Rohfütterung in Wirklichkeit entlastet: Satt minderwertige oder denaturierte Industriefutterproteine erhalten Hunde bei der Rohfütterung leicht zu verstoffwechselnde Eiweiße.

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Barf gibt Hunden Natürlichkeit zurück

Abschließend möchte ich betonen, dass Barfen sicher nicht für alle Hundehalter gleichermaßen geeignet ist.

Gerade zu Beginn setzt Rohfütterung eine interessierte Auseinandersetzung mit dem Thema, den individuellen Bedürfnissen deines Tieres und eine gewisse Experimentierfreude voraus – gesundheitsschädigend ist richtiges Barfen aber sicher nicht.

Ganz im Gegenteil: Wenn du einmal beobachtet hast, wie dein Hund mit seiner „Beute“ umherstolziert und ein aktives Verhalten zu seinem Barf-Menü entwickelt, wirst du glücklich darüber sein, dass du ihm ein Stück Natürlichkeit zurückgegeben hast.

Und jetzt bist du dran: Hat Nadine Recht? Wie ernährst du deinen Hund? Hinterlasse deine Meinung im Kommentarfeld!

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1 Gedanke zu „Ist Barfen für Hunde gut oder schlecht?“

  1. Unsere Labrador Retriever Hündin bekommt nur BARF. Sie hat super glänzendes Fell, extrem weiße Zähne und sie riecht nicht nach Hund. Das alles sind für mich eindeutige Punkte für die BARF Fütterung.
    Wir beziehen das Fleisch und die Innereien bei einem günstigen Barf Händler und mischen dann alles selbst mit dem Gemüse und Obst zusammen, für uns die günstigste Methode unseren Hund gesund zu ernähren.

    Antworten

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