„Dabei habe ich meinem Hund doch schon 1000 Mal gesagt, dass er das nicht darf!“ – dir kommt dieser Satz bekannt vor oder hast ihn so schon einmal selbst gesagt? Dann hast du dir vielleicht noch nie die Frage gestellt, wie dein Hund eigentlich lernt und wie man ihn richtig erziehen kann. inpetso zeigt dir die vier Grundlagen der Hundeerziehung.
Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Hunde-Erziehung“. Weitere Beiträge sind:
- Hund stubenrein bekommen: 5 Tipps gegen den Pieselfrust
- Hund alleine lassen: 5 Tipps gegen Trennungsangst
- Zuschnappen beim Hund: 6 Maßnahmen wenn der Hund beißt
- Wie dem Hund unnötiges Bellen abgewöhnen? Tipps & Tricks wenn der Hund bellt
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Die vier Lernphasen der Hundeerziehung
Um ein großes Missverständnis vorwegzunehmen: Hunde lernen ein Leben lang und nicht nur während der ersten Welpen-Monate. Daher ist es einem älteren Hund durchaus noch zuzumuten, neue Verhaltensweisen zu erlernen und umzusetzen.
Richtig ist aber auch, dass deinem Hund das Lernen schwerer fällt, je älter er wird. Die größten Lernerfolge in der Hunde-Erziehung wirst du daher in der sogenannten Prägephase erzielen, die etwa bis zur 20. Lebenswoche andauert.
In dieser Zeit bilden sich beim Hund die Nervenverknüpfungen im Gehirn aus und er ist daher besonders empfänglich für äußere Reize – du solltest diese goldene Lernzeit der Hundeerziehung ausnutzen und deinem Kleinen von Anfang an darauf hinweisen, welche Verhaltensweisen du wünscht und welche nicht!
Unabhängig vom Alter deines Hundes durchläuft dein Vierbeiner immer vier Phasen, bevor er ein Verhalten sicher erlernt hat:
Phase 1: Der erste Kontakt
In der ersten Phase wird dein Hund mit einer neuen Aufgabe konfrontiert, die du deinem Kleinen in einer reizarmen Umgebung vorstellen solltest (z. B. Zuhause). Dein Hund muss sich ohne Ablenkung auf den neuen Reiz einstellen können!
Im ersten Schritt geht es ausschließlich darum, dass dein Hund dein Handzeichen und/oder Kommando mit einem bestimmten Verhalten verbindet. Beende Phase 1 erst, wenn dein Hund die Aufgabe präzise umsetzt.
Phase 2: Festigung des Lernerfolgs
In der zweiten Phase geht es darum, dass der Lernerfolg deines Hundes gefestigt wird. Du willst, dass dein Vierbeiner das Verhalten auch in seinem Alltag umsetzen kann – deswegen solltest du ab jetzt in einer Umgebung mit mehr Reizen, also zum Beispiel auf dem Hundespielplatz trainieren. Belohne Lernerfolge nur noch unregelmäßig mit Leckerchen!
Phase 3: Den Lernerfolg generalisieren
Oft zeigen Hunde ein scheinbar sicher erlerntes Verhalten in einer für sie ungewohnten Umgebung nur noch unregelmäßig oder gar nicht. In Phase 3 willst du daher sicher gehen, dass dein Hund seinen Lernerfolg generalisiert, also unabhängig von Situation und Umgebung zuverlässig zeigt. Übe das Verhalten zum Beispiel in der S-Bahn oder an anderen öffentlichen Plätzen.
Phase 4: Das Verhalten aufrecht erhalten
Hunde, die ein Verhalten zwar erlernt haben, aber nicht regelmäßig anwenden müssen, neigen dazu, ihren Lernerfolg wieder zu „vergessen“. Deswegen solltest du das gewünschte Verhalten immer wieder in euren Alltag integrieren.
Vor allem für die Schritte 1 bis 3 gilt: Das Lerntempo von Hunden ist individuell, denn auch im Tierreich gibt es Intelligenzunterschiede! Passe das Übungstempo an die Lernfortschritte deines Kleinen an – Überforderung bewirkt in der Regel das Gegenteil.
Es ist ganz egal, welche Kommandos du für Sitz, Platz und Co. verwendest, denn dein Kleiner versteht die inhaltliche Bedeutung der Wörter sowieso nicht. Er lernt aber, deine Wünsche zu lesen, indem er bestimmte Töne mit deiner Stimmung oder Absicht verbindet!
Positive Hundeerziehung: Fördere erwünschtes Verhalten
Das Verhalten deines Hundes orientiert sich an der Reaktion seines Umfelds. Belohnst du ein Verhalten durch ein Leckerchen, Spiel oder einfach nur Zuneigung, wird dein Kleiner mit der Zeit lernen, dass sein Verhalten zu einer für ihn wünschenswerten Erfahrung führen wird.
Dieses Prinzip wird „Lernen durch positive Verstärkung“ genannt und ist zentral für deine Beziehung zu deinem Vierbeiner. Hast du das Prinzip positiver Hundeerziehung verinnerlicht, versteht du auch, was in unserem Szenario zu Beginn des Artikels schief läuft:
Dabei habe ich meinem Hund doch schon 1000 Mal gesagt, dass er das nicht darf!
Wir hatten es schon erwähnt: Dein Hund versteht die inhaltliche Bedeutung deiner Wort nicht. Deswegen nützt es auch nichts, ihm zu sagen, dass er etwas nicht darf – deine Reaktion ist entscheidend!
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Anwendung von positiver Verstärkung
Ein Szenario: Du sitzt am Mittagstisch und dein Retriever bellt auffordernd. Jetzt hast du zwei Möglichkeiten:
- Du schenkst ihm Aufmerksamkeit, indem du dich zu ihm runterbeugst und ihm „erklärst“, dass er mit dem Bellen aufhören soll.
- Du ignorierst sein Verhalten und schenkst ihm keine Beachtung.
Entscheidest du dich für Option 1, gehörst du zu den 99 Prozent der anderen Hundehalter. Du „erklärst“ deinem Kleinen zwar, dass du keinen bellenden Hund am Tisch duldest, belohnst ihn aber durch deine Reaktion, indem du dich zu ihm runterbeugst und ihn durch deine Nähe belohnst. Kein Wunder, dass dein Vierbeiner die Botschaft nicht versteht!
Anders bei Option 2: Indem du sein Verhalten komplett ignorierst und höchstens mit einem bestimmten „Nein!“ quittierst, versteht dein Hund, dass dieses Verhalten nicht belohnt wird und hört damit schon nach kurzer Zeit auf.
Das Prinzip der positiven Verstärkung bedeutet, dass dein Hund lernt, indem du gewünschtes Verhalten belohnst. Es bedeutet aber auf keinen Fall, dass du unerwünschtes Verhalten durch körperliche Züchtigung bestrafst! Dinge, die du natürlich nie tun solltest: Im Nacken packen und schütteln, die Schnauze auf den Boden drücken, Schläge oder andere Gewaltmaßnahmen.
Belohnen, Loben, Tadeln
Unabhängig davon, ob du ein Verhalten lobst, belohnst oder tadelst, lernen Hunde ständig von ihrer Umwelt – etwa, wenn dein Kleiner das Geräusch der Hundeleine automatisch mit einem Spaziergang verbindet.
Übrigens: Spielerisch lernt es sich oft am leichtesten – schau doch mal in unseren Artikel über Apportierspiele für Hunde.
Durch Lob, Tadel und Belohnung kannst du den Lernprozess aber verstärken und in die Bahnen lenken, die du dir wünscht!
Ganz wichtig: Ausgiebig loben!
Deutlich wichtiger als Leckerchen & Co. ist das Lob des Hundehalters. Dein Kleiner erkennt dich als Rudelführer an und will deswegen wissen, ob sein Verhalten richtig ist.
Behalte auch beim Loben im Hinterkopf: Nicht der Inhalt, sondern deine Körpersprache entscheidet.
Sei ausgelassen, lobe überschwänglich und zeige Begeisterung. Regelmäßiges Loben ist auch ein wichtiges Element der Hundeerziehung, um eine langfristig vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Vierbeiner zu schaffen.
Mit Leckerchen trainieren
Belohnung in Form von schmackhaften Leckerchen bieten sich an, wenn dein Hund ein neues Kommando lernen soll und sich noch in der Anfangsphase seines Trainings befindet. Nach und nach sollten Leckerchen aber durch einfaches Lob ersetzt werden – schließlich willst du keinen Hund, der nur auf Leckerchen aus ist.
Trainierst du mit Leckerchen, sollten die kleinen Happen auch wirklich lecker sein – je schmackhafter, umso mehr wird sich dein Vierbeiner auch ins Zeug legen. Für Trainings-Sessions bieten sich weiche Leckerchen wie zum Beispiel gekochtes Geflügelfleisch oder Käse an. Beachte aber, dass du diese Snacks eher sparsam verwenden solltest – schließlich gehören sie zu den größten Dickmachern (siehe dazu auch unseren anderen Beitrag)!
Tadeln? Nur in Maßen!
Wir von inpetso empfehlen dir, dass dein Hund durch das Prinzip der positiven Verstärkung lernt. In manchen Fällen – etwa, wenn dein Kleiner über ein besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügt – kann man unerwünschtes Verhalten aber durchaus tadeln.
Wie auch beim Lob ist es wichtig, dass der Inhalt deiner Worte über deine Körpersprache transportiert wird. Dein Vierbeiner sollte dein strenges „Nein“ auch in deinem Gesicht ablesen können.
Ebenfalls in Ordnung, aber nur im äußersten Fall einzusetzen, sind Einschüchterungen, wie sie auch unter Hunden zu beobachten sind, so zum Beispiel leichtes (!) Anrempeln und forsches „auf den Hund zugehen“.
Hilft das alles nicht, hat sich die Wasserpistole als effektives Werkzeug erwiesen. Meist genügt ein kurzer Spritzer zum richtigen Zeitpunkt, um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden.
Dein Hund lernt am effektivsten, wenn du Lob, Tadel und Belohnung richtig timest. Dein Feedback sollte unmittelbar nach dem Verhalten deines Kleinen erfolgen, sodass er deine Reaktion zuordnen kann.
FAQ
Wie lernen Hunde?
Ein Hund durchläuft vier Phasen bei der Erziehung: 1. Der erste Kontakt, bei dem der Hund das gewünschte Verhalten lernt, 2. Die Festigung des Lernerfolgs, bei der das Verhalten in verschiedenen Situationen geübt wird, 3. Die Generalisierung des Verhaltens auf verschiedene Umgebungen und Situationen und 4. Die Aufrechterhaltung des Verhaltens über längere Zeit.
Was bedeutet positive Hundeerziehung?
Positive Hundeerziehung basiert auf dem Prinzip der positiven Verstärkung, bei dem gewünschtes Verhalten belohnt wird. Dies kann durch Leckerchen, Lob oder Spiel erfolgen. Unerwünschtes Verhalten wird ignoriert oder durch ein deutliches „Nein“ tadeln. Körperliche Züchtigung oder Gewaltmaßnahmen sind dabei nicht akzeptabel.
Wie sollte man mit Lob und Belohnungen umgehen?
Lob und Belohnungen sollten unmittelbar nach dem gewünschten Verhalten erfolgen, um den Lernprozess zu verstärken. Die Belohnungen sollten abwechslungsreich sein und nach und nach durch einfaches Lob ersetzt werden, um den Hund nicht ausschließlich auf Leckerchen zu konditionieren.
Wann ist es angemessen, unerwünschtes Verhalten zu tadeln?
Unerwünschtes Verhalten kann in manchen Fällen durch ein deutliches „Nein“ oder entsprechende Körpersprache getadelt werden. Dies sollte jedoch in Maßen geschehen und nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Körperliche Züchtigung oder Gewaltmaßnahmen sind nicht empfehlenswert.
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Fazit: Kein Hund lernt gleich
Wir haben dir in diesem Artikel gezeigt, wie Hunde lernen. Du solltest dir jedoch immer darüber im Klaren sein, dass dein Kleiner ein vierbeiniges Individuum mit einem ganz eigenen Charakter ist.
In der Praxis heißt das, dass er zwar dieselben Lernprozesse wie seine Artgenossen durchläuft, aber individuell auf die Prinzipien der Hundeerziehung anspricht.
Sensible Hunde lassen schon beim scharf ausgesprochenen „Nein“ reuig die Ohren hängen, sodass eine behutsame Herangehensweise ratsam ist. Selbstbewusstere Hunde hingegen benötigen manchmal eine härtere Ansprache, bevor sie überhaupt auf unseren Anreiz reagieren – hier darfst du deinen Liebling durchaus auch mal leicht anrempeln.
Wird dein Hund schnell aufgeregt, solltest du mit überschwänglichem Lob eher sparsam umgehen. Schüchterne und zurückhaltende Hunde können jedoch gar nicht genug Lob bekommen!
Wer einen Hund kaufen möchte unterschätzt leider viel zu oft den Aufwand für die Erzeihung. Damit die Erziehungsbemühungen erfolgreich sind, sollte man unbedingt auch das Alter des Hundes berücksichtigen. Bei Welpen sollte man Die Lern- und Übungsphasen eher kurz halten. Hunde in der Pubertät ändern ihren Charakter und sind oft unkonzentriert. Hier ist es wichtig, dass man geduldig und konsequent bleibt. Erwachsene Hunde sind Persönlichkeiten. Sie haben eigene Regeln, Grenzen und Vorlieben, die respektiert werden wollen. Deshalb ist es wichtig, dass man seinen erwachsenen Vierbeiner gut kennt und bei der Erziehung auf ihn eingeht.
…leichtes Anrempeln, klares ´Nein`u.s.w.- das ist schon ok N U R ein Hund ist kein Mensch und besteht auch nicht aus Zucker!
Wenn er wiederholt etwas macht z. B. an Müllbeutel gehen und aufreissen .. wo er doch genau weiss, es ist nicht erwünscht weil man das klar kommuniziert hat, dann soll man auch nicht lange herumfackeln und dem Tier auch ruhig mal spüren lassen Körperlich! ..dass es tatsächlich ein Nein ist, mich nerven leute die sich von ihren tieren auf der nase herumtanzen lassen um sie ja nicht zu straff zu händeln mein gott, das passiert auch sicher nicht in einer tierwelt so. eine körperliche Züchtigung ist ja nicht gleich Tierquälerei oder blindes herumschlagen.
Hallo 🙂
Lieben Dank für den tollen Beitrag! Ich bekomme bald auch meinen ersten Welpen und wollte so früh wie möglich mit der Erziehung anfangen. Jetzt weiß ich ganz genau wie ich vorgehen soll und hoffe, dass es auch klappt 🙂
Liebe Grüße
Lisa