Mit Hund in der Bahn – für Herrchen und Frauchen artet das schnell in Stress aus. Laute Geräusche, merkwürdige Gerüche und eine hektische Umgebung sind nur einige der Faktoren, die dir die Fahrt mit dem Vierbeiner vermiesen können. Wir zeigen, welche Bestimmungen du beachten musst und geben dir Tipps für eine stressfreie Zugfahrt.
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Bahn fahren mit Hund: Das sind die Regeln
„Sie möchten Ihren Hund mit auf die Reise nehmen? Kein Problem!“ – so wirbt die Deutsche Bahn um dich und deinen Vierbeiner. Wir von inpetso finden: Mit dem Hund Bahn fahren ist zwar kein Hexenwerk, aber ganz so problemlos wie von den Werbemachern beschrieben, ist die Zugfahrt leider auch wieder nicht, denn es gibt einige bürokratische Hürden zu meistern.
Neben der Bahn gibt es natürlich auch eine Reihe anderer Verkehrsmittel, die du für einen Urlaub mit deinem Vierbeiner nutzen kannst. Für allgemeine Reisetipps empfehlen wir dir daher unseren Artikel „Richtig Reisen mit Hund: Tipps für stressfreie Ferien“.
Das Preismodell ist ein echter Dschungel – denn die Kosten für das Ticket deines Lieblings sind abhängig davon, mit welcher Karte du fährst und welches Fahrtziel du hast. Vor Reiseantritt solltest du die Preise du Bestimmungen nochmal direkt auf der Webseite der Bahn überprüfen, da sich diese in der Zwischenzeit geändert haben können.
Die dargestellten Kosten fallen aber nur für größere Hunde an! Passt dein Kleiner in eine geeignete Transportbox oder -tasche und kann wie reguläres Handgepäck transportiert werden, reist dein Hund gratis. Sowohl Transportbox als auch -tasche müssen verschließbar sein.
Normalpreis-Ticket
Hast du für die Zugfahrt ein Normalpreisticket gelöst, musst du für deinen Vierbeiner eine Zusatzfahrtkarte zur Hälfte deines Normalpreistickets lösen. Ein Beispiel: Du hast für dein Ticket 40 € gezahlt und reist mit deinem Hund. Insgesamt zahlst du jetzt 60 €, da die Fahrkarte deines Kleinen noch einmal die Hälfte kostet.
Sparpreise im Fernverkehr
Für viele Zugverbindungen innerhalb Deutschlands existieren Sparpreise. Reist dein Vierbeiner mit, wird noch einmal die Hälfte des Preises für dein Sparpreisticket fällig. Ein Beispiel: Du reist für 19 €. Insgesamt zahlst du 27 €, da das Zusatzticket für den Hund die Hälfte kostet.
Länder-Tickets
Mit Länder-Tickets kannst du für 23 € einen Tag lang kreuz und quer durch dein Bundesland reisen. Dabei kannst du bis zu 4 weitere Personen mitnehmen, die dann nur noch 5 € pro Person kosten. Dein Vierbeiner wird einfach als mitreisende Person gewertet, sodass du bei insgesamt 28 € landest.
Schönes-Wochenende-Ticket
Mit dem Schönes-Wochenende-Ticket kannst du für 40 € samstags oder sonntags quer durch Deutschland reisen. Erlaubt ist die Fahrt mit allen Zügen des Nahverkehrs: Dazu gehören S-Bahn, RB, IRE und RE. Außerdem kannst du maximal 4 Personen mitnehmen, die dann nur noch 4 € per Person kosten. Hunde werden als mitreisende Person verrechnet, sodass du letztendlich 44 € zahlen musst.
Größere Hunde, die nicht in einer Transportbox untergebracht werden können, dürfen laut Bahn nur angeleint und mit Maulkorb mitreisen. Ausgenommen vom Maulkorbzwang sind Begleit- und Blindenführhunde.
Was für die allgemeine Sicherheit der Fahrgäste sorgen soll, ist für Hundebesitzer jedoch eine große Herausforderung: Damit Bahnfahren mit Hund nicht in Stress ausartet, muss sich dein Vierbeiner erst einmal an die Transportbox oder den Maulkorb gewöhnen.
Wir empfehlen dir deswegen, dass du dir die folgenden Tipps gut durchliest und wenn möglich erst einmal auf kürzeren Bahnfahrten eintrainierst – schließlich willst du deinen Liebsten nicht überfordern und unnötigem Stress aussetzen.
Hund an den Maulkorb gewöhnen
Passt dein Liebster nicht in eine Transporttasche und kann nicht wie reguläres Handgepäck transportiert werden, herrscht bei der Bahn Maulkorbzwang.
Legst du deinem Hund den Maulkorb das erste Mal in der Bahn an, ist das Chaos vorprogrammiert und du kannst dir eine entspannte Zugfahrt abschminken: Ein Hund, der noch nie einen Maulkorb angelegt bekommen hat, wird diesen nicht akzeptieren und versuchen ihn von seiner Schnauze zu lösen!
Damit sich dein Hund an den Maulkorb vor der aufregenden Reise gewöhnen kann, solltest du mindestens vier Wochen vor der Bahnfahrt mit der Eingewöhnungszeit beginnen. Dabei solltest du das Training in kleine Schritte aufteilen:
1. Integration in den Alltag
Integriere den Maulkorb spielerisch in euren Alltag. Zeige deinem Vierbeiner den Maulkorb und gib ihm Zeit, daran zu schnuppern und sich über das merkwürdige Ding eine Meinung zu bilden. Du solltest den Maulkorb vor allem dann hervorholen, wenn sich dein Hund in einer angenehmen Umgebung befindet. Das kann zum Beispiel die Fütterung, das gemeinsame Spiel oder der ausgiebige Spaziergang sein.
2. Futter in den Maulkorb legen
Hast du das Gefühl, dass sich dein Hund an den Maulkorb gewöhnt hat, solltest du damit anfangen, seine Lieblingsleckerchen in den Maulkorb zu legen. Früher oder später wird dein Hund mit seiner Schnauze in den Maulkorb schlüpfen, weil er an die Leckerchen will. Dann kannst du den Maulkorb kurz schließen (maximal zehn Sekunden).
Diese Übung mehrmals am Tag wiederholen. Wichtig: Dein Hund gibt das Tempo vor und du solltest für diesen Schritt mindestens vier bis fünf Tage einplanen.
3. Kurze Spaziergänge mit Maulkorb
Sobald dein Hund den geschlossenen Maulkorb zuhause für einige Minuten toleriert – also nicht versucht, den Maulkorb mit seinen Pfoten abzustreifen – kannst du das Maulkorbtraining auf kürzere Spaziergänge ausweiten.
Streife ihm den Maulkorb während dem Gassigehen immer mal wieder für 3-5 Minuten über und belohne jeden Durchgang ausgiebig mit Worten und einem Leckerchen. Nach etwa zwei bis drei Wochen sollte dein Hund ohne Probleme eine Viertelstunde mit geschlossenem Maulkorb gehen können.
4. Training auf die Bahn ausweiten
Dein Hund nimmt den Maulkorb als natürlichste Sache der Welt war? Dann kannst du dein Training auf die Bahn ausweiten! Auch hier solltest du deinen Vierbeiner das Tempo bestimmen lassen, denn sobald er die Bahn und Maulkorb mit einem negativen Erlebnis verbindet, kannst du das mühsame Training von vorne anfangen.
Deswegen empfehlen wir fürs Bahnfahren mit Hund erst einmal die örtliche S-Bahn als Übungsgelände zu benutzen. Fahre mit deinem Kleinen täglich ein bis zwei Stationen mit geschlossenem Maulkorb und lobe jeden Erfolg ausgiebig. Nach und nach kannst du dich dann an die längeren Zugtouren wagen.
Alle Trainingsmühe ist natürlich umsonst, wenn der Maulkorb nicht richtig sitzt und sich für deinen Wauwau unangenehm anfühlt. Wir empfehlen dir deswegen unbedingt den Besuch bei einem Fachhändler, der den Maulkorb an die Schnauzenform deines Hundes anpassen kann!
Gewöhnung an die Transportbox
Besitzer kleinerer Hunde, die ihren Liebsten beim Bahnfahren in der Transportbox mitnehmen können, sollten diese Möglichkeit unbedingt wahrnehmen. Nach unserer Erfahrung ist die Gewöhnung an die Transportbox nämlich deutlich einfacher als die Gewöhnung an den Maulkorb!
Das Training mit der Transportbox solltest du bereits im Welpenalter beginnen, denn dann kannst du dir einen natürlichen Instinkt deines Hundes zunutze machen: Vor allem Jungtiere mögen es, einen Rückzugsort zu haben, in welchen sie sich bei stressigen Situationen oder bei Müdigkeit zurückziehen können.
Hier kannst du deinem Kleinen eine abschließbare Box oder Tasche anbieten, die du dann später auch als Reisebehälter nutzen kannst.
Auf diese Art und Weise lernt dein Hund ganz natürlich, dass die Tasche sein „sicherer Hafen“ ist, in dem er sich entspannen kann – ein großer Vorteil, gerade auf hektischen Bahnhöfen und überfüllten Gleisen!
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Wenn du deinem Hund bereits im Welpenalter einen Transportbehälter als Rückzugsort anbietest, ist ein späteres Training meist nicht mehr nötig und dein Hund wird den Behälter als Selbstverständlichkeit ansehen! Um dem Kleinen die Gewöhnung so leicht wie möglich zu machen, solltest du die Tasche in der Nähe von deinem typischen Aufenthaltsort platzieren, zum Beispiel in einer ruhigen Ecke deines Wohnzimmers. Außerdem kannst du ein abgenutztes T-Shirt in den Behälter legen – dein Geruch gibt ihm ein sicheres Gefühl.
Tipps für ängstliche Hunde in der Bahn
Ist dein Liebster an Maulkorb oder Transportbehälter gewöhnt, hast du bereits einen großen Schritt gemacht.
Trotzdem solltest du dir klarmachen, dass stressfreies Bahnfahren mit Hund kein Selbstläufer ist, denn viele Vierbeiner fühlen sich in unübersichtlichen Situationen mit viel Gewusel unwohl. Im schlimmsten Fall resultiert aus dieser negativen Erfahrung eine regelrechte Angst vor Bahnfahren:
Dein Hund wird unruhig, sein Herz schlägt schnell, er hechelt übermäßig stark und reagiert nervös auf äußerliche Reize wie Lärm, Gerüche und Bewegung!
Hier sind einige Tipps, die deinem Hund bei Angst vor dem Bahnfahren helfen:
Lass dir deine Nervosität nicht anmerken
Hunde merken, ob du als Rudelführer angespannt bist. Dabei wirkt sich deine Anspannung direkt auf das Verhalten deines Vierbeiners aus: Merkt er, dass du ebenfalls unruhig und mit der Situation überfordert bist, wird sich Wauwau in seiner Angst bestätigt fühlen. Strahlst du Nervosität aus, verstärkst du die Angst deines Kleinen also!
Nimm deinen Hund auf den Schoß oder zwischen die Beine
In stressigen Situation sucht dein Hund die Nähe zu dir. Indem du ihn auf den Schoß oder zwischen die Beine nimmst, signalisierst du ihm, dass du die Führung in dieser Situation übernimmst und er sich um nichts zu kümmern braucht. Du solltest die mit maximaler Gelassenheit und ohne direkte Ansprache tun.
Behalte die Übersicht und denke für deinen Hund mit
Dein Hund will dir die Führung überlassen. Deswegen solltest du für ihn mitdenken und übermäßig stressigen Situationen aus dem Weg gehen. Setzt sich zum Beispiel ein Hund in eure Nähe und dein Kleiner wird ganz wild, solltest du dich schnell umsetzen. Es ist besser, Stress und Nervosität schon im Keim zu ersticken als erst zu reagieren, wenn es eigentlich zu spät ist.
Nicht auf den Hund einreden
Ist dein Hund spürbar ängstlich und nervös, solltest du nicht auf ihn einreden. Er wird deine beschwichtigenden Worte nämlich nicht verstehen und denken, dass du ihn in seinem Verhalten bestärkst. Als Konsequenz wird dein Hund noch nervöser! Deswegen solltest du ängstlichem Verhalten so weit es geht mit Gelassenheit und Ruhe begegnen und nicht näher darauf eingehen.
Übrigens spielt auch der Charakter deines Vierbeiners eine Rolle: Kein Hund ist gleich und manch Vierbeiner reagiert heftiger auf stressige Situationen als andere. Deswegen solltest du immer ganz konkret beurteilen, ob du deinem Fido die Bahnfahrt überhaupt zumuten kannst. Es nützt nichts, zu großen Druck auf deinen Hund auszuüben!
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Mit dem Hund stressfrei Bahn fahren
Egal, ob du und dein Vierbeiner eine kürzere Bahnstrecke oder gleich eine ganze Zugreise plant, mit Hund in der Bahn ist nur mit guter Planung und intensivem Training stressfrei!
Abhängig davon, ob du einen großen oder kleinen Hund hast, musst du dein vierbeiniges Familienmitglied zwingend an einen Maulkorb oder Transportbehältnis gewöhnen und Reiseängsten vorausschauend vorbeugen. Mit unseren Tipps sollte dir die Zugfahrt aber gelingen.